Die GT-Pro-Series – eine der traditionsreichsten Ligen der Racersleague – ging bereits im Dezember vergangenen Jahres in ihre sechste Saison und zeigt sich nach wie vor regen Zuspruchs. Das Team FANATEC DTMR hat sich diese Serie für das erste Halbjahr 2011 groß auf die Fahnen geschrieben und schickt gleich drei Teams mit jeweils zwei Fahrern an den Start. Im Nisssan GT-R treten unser schweizer GTR2-Urgestein Roger Köstli (#27) und Allrounder Ulf Truschkat (#96) an. Team II, besetzt mit Robert Worm (#39) und Otto-Michael Lampert (#57), wählte den bissigen Italiener Lamborghini Murcielago. Und schließlich setzt FANATEC DTMR mit Thorsten Roddewig (#88) und Claus Zatti (#89) zwei neu ins Team geholte Fahrer im Aston Martin DBR9 ein.
Klares Ziel für die 12 Runden umfassende Saison sind sowohl Fahrer- als auch Teammeisterschaft. Und die ersten beiden Rennen in Mugello und auf dem Valencia Street Course zeigten, dass diese Ziele durchaus realistisch sind. Besonders das Team III im DBR9 zeigte sich stark und so konnte Claus Zatti nach dem zweiten Rennen zunächst die Tabellenführung übernehmen. Am vergangenen Montag, den 24. Januar 2011 stand bereits der dritte Lauf der Saison an und die Teams machten sich auf den Weg in die Eifel. Der legendäre Nürburgring sollte Austragungsort eines durchaus spannenden Rennens werden. Die gut 5 km lange Rennstrecke zeigte sich an jenem Montag von seiner schönsten Seite – von typischem Eifelwetter war keine Rede, strahlender Sonnenschein und konstante Temperaturen sorgten für ideale Rennbedingungen. Das Training zeigte bereits, dass von Seiten FANATEC DTMR wieder mit einer guten Leistung zu rechnen sei. Besonders die DBR9-Jungs kamen früh auf Touren und lieferten sich beinahe ein Duell um die schnellste Rundenzeit, die im Training ja noch nicht allzu viel Wert ist. Auch Truschkat und Köstli schienen bereits ein gutes Setup für ihren Japaner gefunden zu haben. Im Lamborghini-Team hingegen lief es noch nicht ganz so rund. Lampert hatte Schwierigkeiten, rechtzeitig an die Strecke zu kommen und tauchte erst recht spät auf. Worm hingegen war früher da, fand aber noch nicht so recht seinen Rhythmus.
In der GT-Pro-Series gehen die Fahrer mit der gleichen Menge Sprit ins Rennen, mit der sie ihren Stint mit der schnellsten Qualifikationsrunde begonnen haben. Da sich für den Nürburgring ein Spritverbrauch abzeichnete, der bei vollem Tank nur einmal Nachtanken erforderte, nahmen alle FANATEC DTMR-Fahrer ihre Qualifikation mit vollem Tank in Angriff. Und es zeigte sich ein ähnliches Bild wie im Training. Besonders Roddewig schien ein Wort um die Pole-Position mitreden zu können. Schließlich reichte es aber doch nicht ganz und er kam hinter Stephan Wilke (Aston Martin) und Claudio Stockart (Saleen S7-R) auf Platz 3. Hinter ihm platzierte sich Truschkat mit nur neun Tausendsteln Abstand. Köstli und Zatti hatten mit einem Handicapgewicht von 60 bzw. 80 kg zu kämpfen und kamen dennoch auf einen guten 10. bzw. 11. Startplatz. Die Jungs von Team II hatten offenbar einen anderen Plan – nämlich das Feld von hinten aufzurollen. Lampert positionierte seinen Wagen gut eine Zehntel vor Worm (22.) auf Platz 21.
Pünktlich um 21 Uhr wurde das 90 Minuten-Rennen gestartet und 25 Fahrer gaben ihren GT-Boliden die Sporen. Roddewig legte einen phänomenalen Start hin und schoss beinahe auf Platz 1 vor, musste jedoch wenige Meter später bereits feststellen, dass mit seiner Lenkung etwas nicht stimmte. Roddewig schrie verzweifelt in den Funk, von der Box aus war aber keine Lösung in Sicht und so versuchte er mit aller Macht, seinen Wagen unter Kontrolle zu halten. Weiter hinten hatte Worm gegen Ende der ersten Runde ein gutes Händchen, als sich vor ihm plötzlich einige Kontrahenten von der Strecke boxten und er just eine Lücke erwischte, durch die er schadlos dem Chaos entrinnen konnte.
Lampert, der zu diesem Zeitpunkt ein paar Positionen vor Worm lag, hatte dort weniger Glück und fiel somit hinter seinen Teamkollegen zurück. Wenig später erwischte es unseren Schweizer Köstli jedoch weitaus schlimmer. Vor ihm drehte sich Ausgangs der Haarnadel Oostinga und Köstli konnte nicht mehr ausweichen. Beide strandeten neben der Strecke und mussten zunächst das Feld passieren lassen. Köstlis Nissan, der auf Feindberührungen empfindlich reagiert, nahm deutlich Schaden und so konnte Köstli zwar weiterfahren, musste jedoch einen frühen Reperaturstopp einlegen. Dieser warf ihn vorerst ans Ende des Feldes zurück.
Nun schien sich die Aufregung der Anfangsphase langsam zu legen und das Rennen nahm einen ordentlichen Verlauf. Roddewig, der noch immer ein wenig mit seiner ungewohnten Lenkung kämpfte, hatte zwischenzeitlich Truschkat passieren lassen, der nun auf Platz 4 vor ihm fuhr. Etwas weiter hinten auf Platz 11 hatte sich Zatti positioniert und die beiden Lambo-Fahrer Worm und Lampert fuhren im Paarlauf auf Platz 16 und 17. Schlussmann war in diesem Moment Köstli, von dem jedoch noch etwas zu erwarten war. Einige Runden passierte kaum Erwähnenswertes. Die Fahrer drehten ihre Runden und die FANATEC DTMR-Fahrer konnten nach und nach Positionen gewinnen. Nach etwa dem ersten Rennviertel aber kam es zu einem ungeplanten Zwischenfall zwischen Roddewig und Truschkat. Der Teamneuling war inzwischen an Truschkat vorbei gegangen, verlor jedoch ausgangs der NGK-Schikane seinen Wagen und stellte sich quer. Truschkat, der ihm dicht auf den Fersen war, konnte nicht mehr ausweichen und es kam zur Kollision.
Roddewig, der sich dabei einen Reifenschaden holte, konnte glücklicherweise sofort an die Box fahren und ließ seine Mannschaft einen Rundum-Service absolvieren. Truschkat fuhr mit gewohnt trockenem Kommentar – „Passiert halt.“ – weiter, hatte jedoch auch deutlich spürbaren Schaden zu beklagen und suchte seine Box somit eine Runde später auf. Nach ihren Stopps bezogen Roddewig Position 18 – eine Position vor Köstli – und Truschkat Position 22. Alle drei Fahrer hatten nun aber den ersten von zwei Pflichtstopps hinter sich, während viele andere Fahrer ihn noch vor sich hatten. Dies war allerdings auch für lange Zeit der letzte Zwischenfall, der die FANATEC DTMR-Fahrer betraf. Alle legten nun eine solide Leistung an den Tag und konnten ihre Positionen behaupten oder sogar einige gut machen. Lediglich Lampert hatte noch einmal ordentlich Pech. Bei seinem zweiten Pflichstopp war er etwas zu schnell in der Boxengasse und wurde somit mit einer Stop & Go belegt. Folglich verlor er noch einmal ein paar Positionen und konnte das Rennen schließlich nur auf dem 18. Platz beenden. Worm, der ein überaus konstantes und fehlerfreies Rennen fuhr und daher mit sich selbst und der Welt zufrieden war, belegte den 13. Platz und durfte sich zusätzlich über den wertlosen Titel des besten Climbers freuen. Zwei Positionen vor ihm, auf Platz 11 fuhr Köstli durchs Ziel. Er hatte sich durchaus mehr erhofft, konnte aber zumindest seinen Speed unter Beweis stellen. Zatti fuhr sein Rennen eher unauffällig und schleppte seinen mit 80 Zusatzkilos beladenen Wagen auf Platz 8 ins Ziel. Wiederum zwei Positionen weiter vorn, auf Platz 6 schwenkte man für Truschkat die Zielflagge. Er war mit Sicherheit nicht absolut zufrieden – wäre doch ohne den Zwischenfall mit Roddewig ein Podiumsplatz möglich gewesen. Diesen erreichte eben jener auf Platz 3 und damit dürfte Roddewig in Anbetracht seiner Lenkungsprobleme und des Missgeschicks mit Truschkat definitiv zufrieden sein. Überhaupt scheint Roddewig momentan vom Speed her der stärkste der sechs FANATEC DTMR-Fahrer zu sein. Allerdings scheint er auch eine Menge Pech für den Saisonstart gebucht zu haben. Denn bisher verlief keines der drei Rennen für ihn problemlos. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Pech nicht die ganze Saison über anhält – vielleicht wird es sich bereits beim nächsten Rennen auf dem Laguna Seca-Circuit am 7. Februar 2011 zeigen.