Am vergangenen Montag, den 07. Februar 2011 stand der 4. Lauf der GT Pro Series an. Diesmal lockte die wohl schönste und bedeutendste Strecke im sonnigen Kalifornien: der Mazda Raceway Laguna Seca. Das besondere Markenzeichen der 3,6 Kilometer langen Strecke ist die berühmte Corkscrew („Korkenzieherkurve“), die nach einem schnellen Bergaufstück hinter einer Kuppe liegend abruptes Verzögern erfordert und dann in Form einer Links-Rechts-Kombination steil nach unten abfällt. Aber nicht allein diese Schikane macht die Strecke einzigartig; insgesamt ist der Laguna Seca Raceway mit seinem flüssigen Layout stets für spannende Rennaction prädestiniert. Und so war auch am Montag alles bereitet und die Zuschauer konnten sich auf ein spektakuläres Event einstellen.
Natürlich war auch das Team FANATEC DTMR wieder vertreten, diesmal allerdings nur mit fünf von sechs Fahrern: Otto-Michael Lampert musste aufgrund anderer Verpflichtungen aussetzen. Somit starteten im Nissan GT-R die Fahrer Roger Köstli (#27) und Ulf Truschkat (#96), im Aston Martin DBR9 Thorsten Roddewig (#88) und Claus Zatti (#89) und als alleiniger Vertreter des Lamborghini-Teams Robert Worm (#39). Nach den ersten Läufen rechnete sich das Team durchaus gute Chance auf vordere Platzierungen aus. Bei gutem Verlauf sollte es sogar möglich sein, die Führung in der Tabelle zu übernehmen.
Die Strecke empfing die Fahrer mit kalifornischem Sonnenschein und heißen Temperaturen. Im Training gab es keine besonderen Vorkommnisse, die Fahrer spulten ihre Einheiten ab und suchten gemeinsam mit den Ingenieuren an der Box das richtige Setup. Hier zeigte sich, dass der Nissan wohl nicht so einfach auf die Strecke abzustimmen sei. So mussten Truschkat und Köstli gewisse Kompromisse eingehen, jedoch sollte sich zeigen, dass sie auch solchen Aufgaben durchaus gewachsen sind.
Im Qualifikationslauf war es leider nicht möglich, für eine Überraschung zu sorgen, jedoch standen schlussendlich solide Ergebnisse auf dem Tableau. Roddewig hatte sich insgeheim die Pole Position ausgerechnet, scheiterte schließlich aber doch an den beiden Ferrari-Fahrern Sascha Glatter (1.) und Markus Broich (2.) sowie Claudio Stockart auf der Saleen (3.) und Tobias Winkel auf dem Audi R8GT (4.). Position 5 aber sollte noch alles möglich machen. Auf den Plätzen 10, 11 und 12 bildeten dann Köstli, Zatti und Worm eine breite FANATEC DTMR – Phalanx, vor allem Worm war mit diesem Ergebnis durchaus zufrieden, war doch bei ihm immer wieder eine Qualifikationsschwäche auszumachen. Truschkat hatte mit seinem Nissan und den Zusatzkilos ein wenig zu kämpfen und kam über einen 16. Startplatz nicht hinaus. Er sollte sich jedoch im Rennen durch seine allgemein bekannte Konstanz auszeichnen und durchaus Positionen gut machen können.
Gegen 21 Uhr schaltete man die Startampel auf dem Laguna Seca Raceway von Rot auf Grün und 24 Fahrer schickten sich an, 90 Minuten lang alles aus ihren Boliden herauszuholen und die Strecke rund um die Corkscrew zu bezwingen. Beim Start lief alles gut. Roddewig konnte seinen 5. Startplatz verteidigen und war fortan bemüht, auf seinen Vordermann im Audi R8GT Druck auszuüben. Auch seine Teamkollegen konnten mit dem Rennstart zufrieden sein und so nahm das Rennen seinen Lauf. Sowohl Roddewig als auch Zatti und Köstli konnten ihre Vordermänner ordentlich unter Druck setzen und diese tatsächlich in kleine Fehler drängen und somit Plätze gut machen.
Weiter hinten hatte Worm kurzzeitig Probleme. Ein kleiner Ausrutscher brachte ihn etwas aus dem Konzept und er musste einige Fahrer passieren lassen, unter anderem auch seinen Teamkollegen Truschkat, den er vorsichtshalber direkt durchwinkte, um eine Kollision zu vermeiden. Wenig später hatte er sich jedoch wieder gefangen und konnte wieder selbstbewusst ins Renngeschehen eingreifen.
Roddewig hatte sich mittlerweile auf Platz 3 vorgefahren und knapperte schrittweise am Vorsprung des Zweitplatzierten. Binnen weniger Runden hatte er aufgeholt, musste dann aber feststellen, dass sein Wagen der Power des F550 auf den Geraden nicht gewachsen war und ein Überholen nahezu unmöglich schien. So änderte das Team die Strategie und holte den Fahrer mit der #88 früher als geplant an die Box. Jedoch ließ man keinen Service durchführen und schickte ihn sofort wieder auf die Strecke, somit hatte man wenigstens den ersten der beiden Pflichstopps durchgeführt. Roddewig kam kurz hinter Köstli wieder auf die Strecke, dieser ließ ihn bei nächster Gelegenheit vorbei, um ihm freie Fahrt zu gewähren.
In Runde 34, also kurz nach Rennhalbzeit kamen Zatti, Köstli und Roddewig zum Service-Stopp an die Box. Leider war dadurch die Box ziemlich voll und der Platz vor den Boxen des Teams FANATEC DTMR durchaus begrenzt. Zatti wurde dies zum Verhängnis: sein Pitstall lag zwischen denen von Roddewig und Köstli und er konnte ihn aufgrund der Enge nicht richtig ansteuern. Dadurch war an einen Service nicht zu denken und er rauschte mit qualmenden Reifen von dannen, um einen weiteren Umlauf später einen zweiten Versuch zu starten. Diesmal sollte es klappen und die #89 konnte mit frischen Reifen und neuer Spritladung die zweite Rennhälfte in Angriff nehmen. Aufgrund des Missgeschicks plante man aber auch an seinem Kommandostand kurzfristig um und holte ihn gleich noch einmal zu seinem zweiten Pflichstopp rein. Doch der Fehlerteufel hatte wohl noch nicht genügend Spaß und schlug erneut bei Zatti zu: beim zweiten Stopp sollte eigentlich kein Service durchgeführt werden. Die Crew aber hatte dies offenbar nicht mitbekommen und zog frische Reifen auf. Somit verlor Zatti 23 unnötige Sekunden und fiel auf Platz 20 zurück. Erneut stürmte er mit einem wütenden Aufschrei von dannen und gab schließlich alles, um noch ein gutes Resultat zu erzielen.
Das Drama um Zattis Boxenstopp
Truschkat und Worm fuhren bis dato ein eher unauffälliges Rennen. Truschkat konnte sich Schritt für Schritt nach vorn arbeiten und machte seinem Beinamen „Mr. Konstanz“ alle Ehre. Worm fuhr solide im Mittelfeld und war zu diesem Zeitpunkt noch recht zufrieden. Dies sollte aber nicht bis zum Ende so bleiben. Etwa um die 55. Runde machte er einen Fahrfehler, der ihn gleich eine Position kostete. Dieses Missgeschick brachte ihn jedoch derart aus dem Rhythmus, dass er in der Folge mehrere Fahrfehler beging und froh sein konnte, dass er den Wagen nicht in die Mauer setzte. Damit verlor er mehrere Positionen, die zuvor durchaus sicher waren und kam schließlich auf einem mageren 17. Platz ins Ziel. Nach dem Rennen ließ er betrübt vermelden, dass das Rennen etwa 15 Minuten bzw. 10 Runden zu lang war. Das mag etwas verwundern, ist er doch eher ein Langstrecken- denn ein Sprintrennenpilot – da war wohl irgendwie der Worm drin.
Vorn hingegen gab Roddewig noch mal alles und versuchte, auf die Zweierspitze aufzuholen. Es sollte am Ende jedoch nicht mehr reichen und so beendete der momentan schnellste Fahrer im Stall das Rennen auf einem guten 3. Platz hinter Glatter und Broich. Der Boxenstoppgeplagte Zatti konnte sich schließlich noch vom 20. auf den 13. Platz vorfahren und somit ein halbwegs versöhnliches Ende finden. Köstli hätte zum Rennende durchaus noch die Möglichkeit gehabt, eine weitere Position gutzumachen, jedoch gingen ihm die Runden aus. So fehlten ihm beim Überfahren der Zielflagge noch 2.2 Sekunden auf den 4. Platz; mit Platz 5 aber war er durchaus zufrieden. Truschkat schließlich fuhr ein äußerst sauberes Rennen und konnte sich diesmal nach einem 16. Startplatz mit dem Zieleinlauf auf Platz 7 den Titel ‚Best Climber‘ sichern.
Die inoffizielle Wertung zeigt nach der Abreise aus Kalifornien ein äußerst spannendes Bild: Auf den ersten drei Positionen der Gesamtwertung stehen mit jeweils 73 Punkten Claus Zatti, Ulf Truschkat und Thorsten Roddewig. Und als ob das noch nicht genug wäre, folgt auf Platz 4 Roger Köstli mit 71 Punkten. Wenn das keine Demonstration von Stärke ist. Bleibt zu hoffen, dass auch das kommende Rennen auf der legendären Strecke von Spa Francorchamps ein voller Erfolg für das Team FANATEC DTMR wird.
Mehr Bilder aus dem Rennen gibt es hier